Marc Laidlaw verfasste 400 Boys 1981 im Alter von 21 Jahren, Jahre bevor er Chefdrehbuchautor bei Valve und entscheidender Architekt des Half-Life-Universums wurde. Ursprünglich im Magazin Omni (1983) veröffentlicht, erlangte die Cyberpunk-Kurzgeschichte durch Mirrorshades: The Cyberpunk Anthology größere Bekanntheit. Auf seiner persönlichen Website bemerkt Laidlaw scherzhaft, dass dieses Frühwerk vermutlich mehr Leser erreichte als seine Valve-Texte – abgesehen von saisonalen Dota 2-Werbekampagnen.
Die unerwartete Wiedergeburt
Nun, vierzig Jahre später, wurde 400 Boys als Episode für Netflix' Love, Death & Robots Staffel 4 adaptiert und erlebt eine unvorhergesehene Renaissance. Unter der Regie von Robert Valley (Zima Blue, Ice), mit Drehbuch von Tim Miller und der Stimme von John Boyega, erfährt Laidlaws jugendliche Dystopie endlich ihren Mainstream-Durchbruch.
Die Entstehungsgeschichte war bemerkenswert simpel: "Beim Durchlaufen von Eugene, Oregon, sah ich ständig Band-Poster", erinnert sich Laidlaw. "Ich wollte coole Namen erfinden – also erfand ich verfeindete Gangs als Vorwand."
Von Half-Life nach Hollywood
Laidlaw "pensionierte" sich 2016 offiziell bei Valve, nachdem er Half-Lifes narrative Tradition geprägt hatte, betont aber, sein Abschied sei theatralischer als endgültig gewesen: "Ich glaube, ich habe zu hart pensioniert." Während er sich vom AAA-Gaming distanziert, genießt er kreative Unabhängigkeit – sei es beim Komponieren von Musik oder beim Beobachten, wie seine frühen literarischen Werke neues Leben finden.
Der Autor hegt vorsichtigen Optimismus bezüglich der Entwicklung von Spielenarrativen: "Als Death Stranding erschien, dachte ich – weiß Kojima, dass ich verfügbar bin?" Doch er warnt davor, zum "alten Mann zu werden, der Ideen abschießt", besonders in Bezug auf Half-Lifes Zukunft: "Dieses Kapitel ist abgeschlossen."
Passenderweise zieht Laidlaw seine aktuelle kreative Zufriedenheit nicht aus der Gaming-Avantgarde, sondern aus der Resonanz seiner prä-digitalen Werke durch neue Medien Jahrzehnte später. Wie er reflektiert: "Ich hatte das Glück, diese kulturellen Wellen zu reiten – erst den Aufstieg des Cyberpunk, dann die Gaming-Revolution."